Nelli & Sophie

„Als Mutter eines Frühchens wird man zur Löwin“, sagt Nelli. Ihre Tochter Sophie ist inzwischen fünf Jahre alt. „Und immer noch eine zarte Blume“, sagt ihre Mutter. Sophie kam in der 30. Schwangerschaftswoche im EVK Lippstadt auf die Welt, 1.230 Gramm schwer, 38 Zentimeter groß. „Das EVK Lippstadt hat mir und meinem Kind Sicherheit gegeben. Ich habe dort viel Unterstützung erlebt. Das hat die Bindung zwischen mir und meiner Tochter positiv geprägt“, ist sich Sophies Mutter sicher.

 

Bereits als kleines Frühchen wurde Sophie operiert. Heute ist sie schon fünf Jahre alt.

 

Nelli weiß seit der 15. Schwangerschaftswoche, dass ihr Kind an einer Omphalozele leidet – einem Bauchwanddefekt. Teile des Dünndarms und der Leber befinden sich in einer dünnen Membran vor und nicht im Bauch des Embryos: „Meine Frauenärztin hat mir das sehr behutsam beigebracht und mich auf die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten nach der Geburt vorbereitet. Da das EVK Lippstadt eine eigene Abteilung für Kinderchirurgie hat, haben wir uns für eine Entbindung in Lippstadt entschieden, obwohl wir in Paderborn wohnen.“

Bis zur 29. Schwangerschaftswoche läuft alles gut. Dann bekommt Nelli nachts plötzlich starke Bauchkrämpfe. Später weiß sie, dass das erste Wehen waren. Ihre Frauenärztin schickt sie sofort mit dem Notarztwagen ins EVK Lippstadt: „In dem Moment habe ich mich auf die Fachfrau verlassen.“ Sophie kommt zehn Wochen zu früh per Notkaiserschnitt auf die Welt.

Die behandelnde Kinderärztin im EVK Lippstadt lässt Sophies Omphalozele steril verbinden. Erst zwei Wochen später verschließen die Kinderchirurgen des Krankenhauses die Bauchdecke des kleinen Mädchens operativ. „Wir hatten immer großes Vertrauen in die Ärzte der Kinderklinik und der Kinderchirurgie“, blickt Nelli zurück.

„Da stand ich vor dem Brutkasten und konnte mein Kind nicht in den Armen halten“, erinnert sie sich an die erste Zeit nach Sophies Geburt. „Deshalb fehlt Sophie bis heute das Urvertrauen“, ist sich Sophies Mutter sicher. Sophie ist bis heute in fremder Umgebung zurückhaltend, ist gerne für sich allein, sucht oft Schutz bei ihrer Mutter: „Sophie hat große Verlustängste. Sie braucht immer eine Vertrauensperson in ihrer Nähe.“

Viereinhalb Wochen dauert es, bis Sophie so stabil ist, dass ihre Mutter sie zum ersten Mal auf den Arm nehmen darf. „Ich habe oft Tag und Nacht an dem Inkubator (Brutkasten) gestanden, damit unser Kind meine Nähe spürt. Diese schwere Zeit zu überstehen, das gelang mir durch die liebevolle Unterstützung meines Mannes und meiner Familie.“

Es geht aufwärts. Nach sechs Wochen auf der Kinderintensivstation ziehen Nelli und Sophie in ein Eltern-Kind-Zimmer auf der Kinderstation des EVK Lippstadt. „Obwohl ich auch auf der Intensivstation immer die Möglichkeit hatte, rund um die Uhr bei meinem Kind zu sein, war es ein wundervolles Erlebnis, mein Kind nun direkt bei mir zu haben.“

Während des Krankenhausaufenthalts lernt Sophies Mutter andere Frühchenmütter auf der Station kennen. Gemeinsam beschließen sie, eine Elterngruppe zu bilden. „Das war die Geburtsstunde des „Treffs der kleinen Wichte“. Jeden zweiten Freitag im Monat treffen sich Mütter von Frühchen und besonderen Neugeborenen hier im Krankenhaus zum Austausch bei einem gemeinsamen Frühstück.“

„Bis heute fahre ich gerne ins EVK Lippstadt“, sagt Nelli. „Und Sophie übrigens auch.“ Zur Zeit kämpft Nelli dafür, dass Sophie erst mit sieben und nicht mit sechs Jahren eingeschult wird. Sophie, die mit einer Körpergröße von 1,04 Metern und einem Gewicht von 13 Kilogramm „noch viel zu zart ist, den schweren Tornister zu tragen.“ „Außerdem“, sagt ihre Mutter, „hat sie emotional noch nicht die Reife für die Schule.“

Vor zwei Jahren hat Nelli dann ein Versprechen eingelöst, das sie damals eigentlich nur scherzhaft ausgesprochen hat: „Ich hatte der Entbindungsstation damals versprochen, falls wir noch ein weiteres Kind bekommen sollten, dass ich dann wieder ins EVK Lippstadt komme.“ Somit kommt auch ihre zweite Tochter Hannah in Lippstadt zur Welt. „Ich fühle mich dem Haus sehr verbunden.“